Wir alle suchen sie und doch sieht sie für jeden anders aus. Wir haben nachgefragt, wo die bekanntesten Köpfe der deutschsprachigen Szene ihre ganz persönlichen perfekten Wellen gefunden haben.

Uli Scherb – Gründer von Wavetours und Frankreich-Auswanderer

Für solche Wellen kehrt man Deutschland gerne den Rücken, oder? Foto: A. Johannes Wyneken
Für solche Wellen kehrt man Deutschland gerne den Rücken, oder? Foto: A. Johannes Wyneken

“Jetzt bitte nicht geschockt sein, denn meine Favorite Wave ist mein Homespot Vieux Boucau. Ich surfe hier schon seit Mitte der Neunziger und muss sagen: Hier geht meistens was. Snappers und Pipe laufen den Großteil des Jahres nicht, dagegen sind wir hier regelrecht verwöhnt mit der Anzahl der surfbaren Tage. Das Besondere an den französischen Beachbreaks ist die ständige Bewegung. Da entsteht eine magische Sandbank, bleibt eine Zeitlang und verabschiedet sich beim nächsten großen Sturm wieder. Aber deshalb wird es hier auch nie langweilig. Außerdem haben wir Jahreszeiten, und somit verändern sich die Rahmenbedingungen auch noch laufend: Im Winter freut man sich auf den Frühling, im Frühling auf den Sommer, im Sommer auf den Herbst, nur auf den Winter freut man sich nicht so sehr. Da ist es schon ungemütlich, aber dann kommt nach zwei Wochen Regen und Sturm die Sonne raus, und eine Sandbank feuert Barrels, wie man sie sich in Indo nicht besser wüschen könnte. Dann ist der eingeschworene Kreis der Locals im Wasser, alle strahlen sich an und sind sich bewusst, welches Geschenk der Natur es hier zu teilen gibt. Da wird’s einem trotz 10 Grad kaltem Wasser und noch eisigerem Offshore warm ums Herz.

Immer für Überraschungen gut

Die Sommermonate haben unter selbsternannten Hardcore-Surfern dagegen nicht so den guten Ruf. Aber genau da surfe ich am meisten. Die Tage sind schier endlos lang, das Wasser ist warm und die Swells nicht so groß, so dass man keine Wissenschaft daraus machen muss, um zu wissen, bei welcher Gezeit welche Sandbank funktionieren könnte. Das ist dann nämlich im Herbst der Fall, und wer alles richtig macht, kann die besten Wellen des Jahres unter die Füße bekommen: Qualität statt Quantität ist angesagt. Vieux Boucau war aber auch für ein paar Überraschungen gut. Etwa als ich 2016 bei großen Wellen eine Right zum Reinkommen genommen haben und beim Pullout merkte, wie nahe ich dem Felsenpier an der Flussmündung gekommen war. Da fehlten nur noch wenige Meter, und schon die nächste Welle spülte mich auf die Steinblöcke. Dazu verklemmte sich auch noch meine Leash, während mich circa fünf weitere Wellen über die Felsen spülten, bis ich mich entschloss, die Leash zu öffnen. Das bereute ich allerdings fast augenblicklich wieder. Denn jetzt zog mich die Strömung mit Highspeed an der Mole vorbei und raus Richtung offenes Meer, wo ich dann aber die Kurve bekam und reinschwimmen konnte. Aber all das hat meine Begeisterung für meinen Homespot nicht getrübt und so bin ich 2017 bislang nur hier und in der unmittelbaren Nachbarschaft gesurft. Überhaupt muss ich feststellen, dass ich kaum noch Reispläne schmiede seitdem ich seit zwei Jahren fest hier wohne – ich könnte ja was verpassen…”

Wer nicht nur Ulis perfekte Welle surfen, sondern auch den perfekten Surfurlaub verbringen möchte, sollte mal in seiner Atlantic Lodge in Vieux-Boucau vorbeischauen.