4. Wie viele epische Tage gibt es im Jahr an der Ostsee?

Kommt darauf an, wie man episch definiert. Mit Spots in der Nordsee oder dem Atlantik kann man die Ostsee natürlich nicht vergleichen, aber es gibt schon so 5 bis 10 gute Tage im Jahr, an denen man wirklich zufrieden mit den Bedingungen ist. Meine beste Session in der Ostsee hatte ich erst vor 3 Wochen an meinem Lieblingsspot, als viel Westwind und Wellen von 2.6 Meter angesagt waren. Da hatten wir saubere kopfhohe Wellen, man konnte drei Turns auf einer Welle fahren und teilweise hat es sogar ein klein bisschen gebarrelt.

Vielleicht kein epischer, sicher aber ein guter Tag in der Ostsee. Credit: Vytas Kunigeliukas
Vielleicht kein epischer, sicher aber ein guter Tag in der Ostsee. Credit: Vytas Kunigeliukas

5. Gute Surfer werden an schlechten Tagen gemacht – was kann man in den Wellen der Ostsee am besten lernen?

Was man ganz sicher in der Ostsee lernt, ist die Wellen zu beobachten! In der Ostsee bei Onshore kommen die Wellen immer an einer anderen Stelle, nicht wie an einem Pointbreak oder auf einer guten Sandbank. Also muss man schon früh sehen, wo die nächste Welle ankommt, was einem an einem guten Tag im Atlantik in einem überfüllten Lineup absolut hilft. Manchmal kann ich 15 Sekunden vor allen anderen lospaddeln, weil ich schon eine Welle vor allen anderen gesehen habe. Außerdem ist der Sturmsurf hier natürlich immer mit Strömung verbunden, was ein recht gutes Trainingsprogramm ist.

6. Im Winter kann es im Norden recht kalt werden. Mit welchem Equipment gehst du dann ins Wasser?

Ich surfe den ganzen Winter durch, auch wenn es schneit und die Außentemperatur unter 0 Grad fällt. Dann ziehe ich meinen 6/5/4-Millimeter-Neo von Quiksilver mit Haube an, der hält warm genug. Dazu kommen natürlich noch 5-Millimeter-Handschuhe und 7-Millimeter-Booties. Mein kältester Surftag war auf Rügen bei minus 5 Grad. Es hat geschneit, und an der Seebrücke hingen ein Meter lange Eiszapfen. Die Wellen waren aber gut, und wir blieben zwei Stunden im Wasser.

Schnee und surfbare Wellen treten an der Ostsee gerne gemeinsam auf. Credit: Vytas Kunigeliukas
Schnee und surfbare Wellen treten an der Ostsee gerne gemeinsam auf. Credit: Vytas Kunigeliukas

7. Was würdest du jemandem raten, der einen Surftrip an die Ostsee machen will – welcher Monat ist der zuverlässigste, welches Board und welches Equipment sollte man mitnehmen?

Rund um Oktober ist wohl die beste Jahreszeit, weil da die ganzen Herbststürme kommen. Ich würde persönlich ein Board mitnehmen, das gut und einfach ins Rutschen kommt und womit man kleine Wellen surfen kann, denn die Wellen haben nicht sonderlich viel Druck. Für manche reicht noch ein 4/3er-Wetsuit, sonst sollte man schon den Winterneo einpacken. Ich würde raten, einen Surftrip nicht an die Ostsee zu machen, weil die Wellen einfach nicht konstant genug sind und man auch mal zwei Wochen ohne Wind erleben kann. Also lieber ein paar Kilometer mehr an die Nordsee fahren und dafür eine wesentlich höhere Wahrscheinlichkeit auf surfbare Wellen haben.

Ohne Wind geht eben rein gar nichts an der Ostsee. Credit: Vytas Kunigeliukas
Ohne Wind geht eben rein gar nichts an der Ostsee.
Credit: Vytas Kunigeliukas