Hardy Rasser kommt aus der Nähe von Dortmund und wohnt seit über einem Jahr an der Algarve in Portugal, wo er die Pure Surflodge managt. Uns hat der 26-Jährige verraten, wie man als ehemaliger Metallarbeiter aus dem Pott in einem der schönsten Surfcamps Europas landet und was er in Portugal vermisst.

1. Wie sah dein Leben aus, bevor du nach Portugal gezogen bist?

Ich bin in Iserlohn bei Dortmund aufgewachsen und habe eine Ausbildung zum Zerspahner gemacht. Da dreht und fräst man Metallteile in der Fabrik. Nicht unbedingt der geilste Job der Welt. Nach einem Urlaub in einem Surfcamp auf Fuerteventura vor fünf Jahren habe ich das Surfen für mich entdeckt. Ein Freund aus Essen hat mich dann auch immer mit nach Holland ans Meer genommen, wenn die Bedingungen gut waren. Wenn er meinte: „Hardy, nimm dir mal morgen frei“, wusste ich genau, dass es sich lohnt und ich zum Surfen komme. Irgendwann habe ich dann meinen Job in der Fabrik gekündigt und mich als Teamer im Pure Surfcamps in Moliets beworben, wo ich dann einen Sommer lang in der Küche gearbeitet habe. Stefan Brill, einer der Pure-Chefs, hat mich dort wohl in einem guten Moment erwischt und mir angeboten, dass er mir auch einen Job für das ganze Jahr klarmachen kann. Ich dachte zuerst, der will mich in der Mitte der Saison nur nochmal motivieren. Aber er hat es wirklich ernst gemeint. Denn im Februar darauf, ich arbeitete gerade die Wintersaison über in Österreich im Zillertal am Lift, bekam ich eine SMS von ihm, ob ich nicht Lust habe, die Surflodge in Portugal zu managen. Eineinhalb Monate später war ich dann hier.

2. Wie sieht dein Alltag in Portugal aus?

Ich bin natürlich viel in der Lodge und kümmere mich darum, dass die Gäste zufrieden sind. Dann schnappe ich mir mein Surfboard und gehe surfen. Ich komme eigentlich schon jeden Tag ins Wasser. Das geht so von Mitte Februar bis Ende November. Im Winter habe ich dann zwei Monate frei. Letztes Jahr bin ich nach Deutschland geflogen, um Freunde und Familie zu besuchen und snowboarden zu gehen, aber kommenden Winter möchte ich entweder in die Tropen fliegen oder hier in Portugal bleiben. Der letzte Winter hier war so ungefähr der beste seit zehn Jahren.

3. Könntest du dir vorstellen, für immer in Portugal zu leben?

Auf jeden Fall. Es ist schon ziemlich perfekt hier und ich vermisse nicht viel. Ein paar Reefbreaks mehr und etwas weniger Wind wären vielleicht ganz gut. Aber wenn man will, ist man auch ganz schnell in Deutschland – die Flugverbindungen sind gut und sehr günstig.

Die Wellen von Zavial liegen nur eine kurze Autofahrt von Hardys Arbeitsplatz entfernt und sind einer der Gründe, wieso Hardy sich durchaus vorstellen könnte, für immer in Portugal zu leben.
Die Wellen von Zavial liegen nur eine kurze Autofahrt von Hardys Arbeitsplatz entfernt und sind einer der Gründe, wieso Hardy sich durchaus vorstellen könnte, für immer in Portugal zu leben.

4. Was ist das Beste an deinem Job?

Alle sind im Urlaub und entspannt – das macht natürlich auch die Arbeit einfacher. Außerdem kann ich mir im Moment keinen schöneren Arbeitsplatz vorstellen: Von der Lodge aus kann man die Lines auf dem Meer sehen und ist in zwei Minuten unten am Strand.

5. Was ist das Anstrengendste an deinem Job?

Wenn man nicht so gut drauf ist, dann trotzdem gut drauf zu sein. Außerdem bin ich eigentlich immer erreichbar und präsent, einen richtigen Feierabend gibt es bei diesem Job nicht.

6. Welcher Monat ist in Portugal zum Surfen der beste? Und welcher der schlechteste?

Der beste Monat ist für mich Oktober. Das Wasser ist dann richtig warm und man kann teils sogar in Boardshorts surfen. Die Temperaturen sind auch noch sommerlich und es kommen bereits die ersten richtig guten Winterswells. Der schwierigste Monat ist wahrscheinlich Januar, da kommen schon recht viele Stürme hier durch und man kann mit Wetter und Wellen richtig Pech haben.

7. Wir haben gehört, dass Vanlife in Portugal etwas überhand genommen hat und jetzt strenger von der Polizei kontrolliert werden soll. Was hältst du davon?

Ich kann verstehen, dass viele mit dem Van wild campen, denn es ist schon eine romantische Vorstellung, am Surfspot einzuschlafen und aufzuwachen. Aber natürlich gibt es dadurch auch mehr Müll, den viele Leute leider einfach an Ort und Stelle liegen lassen. Viele von ihnen sind auch gar keine Surfer, die Spaß an der Natur haben, sondern Leute, die hier ein günstiges Leben leben wollen. An manchen Orten wie etwa Cordoama sieht man auf Google Maps sogar die Klopapierstreifen, so massiv ist das. Man sollte es halt vernünftig machen und nichts einnehmen, was einem nicht gehört. Es gibt leider viele, die es nicht als Bonus sehen, dass Wildcampen in Portugal noch toleriert wird, sondern einfach für sich ausnutzen wollen.

Hardy mit Pure-Kollege Leon beim morgendlichen Surfcheck vor der Arbeit.
Hardy mit Pure-Kollege Leon beim morgendlichen Surfcheck vor der Arbeit.

Auf der nächsten Seite verrät uns Hardy noch seine TOP 5 für die Algarve.