Vom 3. bis 11. Dezember fanden die europäischen Juniorenmeisterschaften in Marokko statt, und Deutschland war mit einem starken Team vor Ort dabei. Wie haben wir abgeschnitten und wer hat am besten gesurft? Teamcoach Tim Surtmann hat für uns Bilanz gezogen.
- Wo hat der Contest stattgefunden und wie waren die Wellen?
Der Eventspot hieß Anza Beach und ist ein Beachbreak nicht weit entfernt von Taghazout, wo wir gewohnt haben. Wellentechnisch hatten wir echt Glück, was den Kids eine Bombenwoche beschert hat. Wir hatten sogar ein wenig Zeit zum Freesurfen und haben Anchor Point bei perfekten Bedingungen erwischt.
2. Was hat euch an Marokko besonders gut gefallen?
Wir wurden von den Einheimischen von Anfang an sehr herzlich aufgenommen. Der deutsche Honorarkonsul Hamza Choufani, der uns in Empfang genommen und in Marokko willkommen geheißen hat, ist lustigerweise der Vater eines der besten marokkanischen Surfer: Othman Choufani.
3. Was hat euch an Marokko nicht so gut gefallen?
Eigentlich nur das verschmutzte Wasser und die dreckigen Strände.
4. Wie war der Contest organisiert?
Das lief wirklich alles sehr professionell ab. Jedem Team stand ein eigener Teambereich zur Verfügung, und die Stimmung war bestens. Auch das Judging war einwandfrei und lieferte keinen Grund zur Diskussion. Untergebracht waren wir in einer neuen Anlage in Taghazout, die wirklich keine Wünsche offen ließ: Es gab einen eigenen Bustransfer zum Contest, ein Gym, ein Auditorium für Meetings sowie einen Yogaraum. Insgesamt ein super Event auf Top-Niveau!

5. Wie hat Team Germany insgesamt abgeschnitten?
Wir sind im Gesamt-Ranking zwar “nur” 12. von 14 Nationen geworden, aber wir sind auch nicht in allen Disziplinen gestartet, und diese Punkte haben uns am Ende gefehlt. Ich habe die Kids bewusst nicht für Longboard und Bodyboard nominiert, weil sie sich auf ihre Disziplin konzentrieren und ihre Energie nicht in anderen, zusätzlichen Heats vergeuden sollten. Zählt man nur die Disziplinen, in denen wir gestartet sind (außer Longboarden alle Surfdisziplinen), landet Team Deutschland ganz knapp hinter England auf dem fünften Platz! Wir haben somit surferisch ganz klar den Anschluss an die europäische Spitze gefunden und werden die nächsten zwei Jahre daran arbeiten, noch weiter in die Spitze zu surfen. Ach ja: Longboarder und Bodyboarder können sich gerne bei mir melden!
6. Wer hat dich von den Kids am meisten überrascht?
Der Top-Performer in unserem Team war sicherlich Lenni Jensen, der konstant im guten bis exzellenten Bereich gescort hat. Surferisch hätte er locker die U16 gewinnen können, er muss aber an seiner Konzentration arbeiten: Bei der Wave Selection und besonders der Priority sind ihm Fehler unterlaufen. Er und Marco Teichner haben zum Teil Scores von 8 Punkten und mehr ersurft. Aber auch der Rest des Teams hat wirklich eine tolle Performance abgeliefert: Von unseren acht Startern haben fünf eine Top 10-Platzierung geschafft! Rosina Neuerer und Gilles Noah Reese sind unglücklich gescheitert, und Antonio Hirsch ist knapp auf dem 11. Platz gelandet. Die besten Platzierungen haben Lilly Treuenfels und Tim Elter erzielt. Lilly ist sehr konstant gesurft und hat einen hervorragenden 8. Platz geholt. Tim ist auf einem sensationellen 6. Platz bei den U14 gelandet. Auch Juan Fischer ist super Heats gesurft, hat sich durch den Contest gesteigert und solide Heat Averages abgeliefert.

7. Was muss Team Deutschland verbessern, um irgendwann zur europäischen Spitze zu gehören?
Wir haben die Heats gefilmt und analysiert, und jeder hat seine Hausaufgaben bekommen, um sein Contestsurfen über den Winter zu verbessern. Um ihre Wave Selection zu verbessern, müssen einige es schaffen, einen größeren Bereich im Lineup abzudecken, aus dem sie Wellen nutzen können – da sind einige zu passiv. Auch die Basics müssen sicher sitzen: Sie sollen an ihrem Bottom Turns arbeiten und tiefer in die Turns gehen. Einige müssen von der Schulter runter, mit mehr Speed durch die Turns beziehungsweise aus den Turns kommen, ihren Oberkörper ordentlich einsetzen, ihr Finish verbessern und sich besser konzentrieren – ein Heat ist nach 20 Minuten vorbei, nicht nach 19 Minuten und 30 Sekunden. Die Kids haben aber ein klasse Niveau, und in zwei Jahren werden einige sicher um den EM-Titel surfen!
Mehr Infos zur Eurosurf Junior 2016 findet ihr auch auf der DWV-Website.
