Nicht noch ein Plastik Post, nicht noch ein Plastik Video. Ja, es nervt. Aber was noch mehr nervt ist, dass viele Entscheidungsträger nicht kapieren dass es fünf vor zwölf ist. Wir brauchen vor allem keinen Raketenwissenschaftler um das Problem zu lösen: hört auf single use plastic zu produzieren und fangt an, den Dreck aufzuräumen den ihr produziert habt.
Es ist wieder Wetseason in Bali und mit den Wellen an der Ostküste kommen Tonnen an Plastik, die pünktlich mit dem Swell an die Strände geschwemmt werden. Das ist kein Bild an das man sich gewöhnen will, kann oder sollte. Es treibt einen die Tränen in die Augen, angesichts der Tatsache, dass es sich Jahr ein Jahr aus wiederholt, sollten wir uns alle hinterfragen, wieso immer noch nichts dagegen getan wurde.

Leider fehlt es, obwohl man es nicht glauben will, mancherorts immer noch am Wissen um die Plastikverschmutzung. Balis Gouverneur Made Mangku Pastika deklarierte das alljährliche Plastikvorkommen als natürliches Phänomen, an welchem niemand Schuld trägt. Er forderte Hotels und Restaurants dazu auf, sich an Cleanups zu beteiligen, Problem gelöst.

Dass diese Milchmädchen Rechnung nicht aufgeht sollte uns allen bewusst sein. Plastik ist ein globales Problem, welches auf Länderebene angegangen werden muss. WWF nennt drei Meilensteine gegen den Plastikmüll in Europa:
1. Plastik Hersteller müssen zur Rechenschaft gezogen werden
Die Hersteller aller Verpackungen müssen die Kosten für die Sammlung und Entsorgung vollständig tragen. Das soll für allen anfallenden Verpackungsmüll und für alle Länder gleiche Gültigkeit haben. Wir brauchen ein Ziel, bis wann die nationalen Gesetze dazu in Kraft getreten sind.
Der Export wird uns beim Müll nicht weiterbringen: Deutschland und andere EU-Staaten verschiffen große Mengen Plastikmüll nach Südostasien und verschärfen die gewaltigen Probleme dort noch weiter. China nimmt unseren Plastikmüll seit Jahresbeginn 2018 nicht mehr. Jetzt darf der Müll nicht einfach irgendwo anders hin gebracht werden. Müllexport muss schwieriger werden. Oder am besten überflüssig.
2. Plastik Recycling
Wir müssen in Europa viel mehr Recyclingkunststoffe verarbeiten, statt Müll nach Übersee zu exportieren. Die Plastikstrategie der EU muss daher die Recyclingfähigkeit von Verpackungen fördern, damit qualitativ bessere Werkstoffe aus dem Recycling auf den Markt kommen. Was heute in den Sortieranlagen landet, verwirrt oft die hochkomplexe Sortiertechnik, weil sich die Verpackungshersteller nicht um die Recyclingfähigkeit bemühen. Abgaben für Verpackungen müssen sich an der Recyclingfähigkeit orientieren. Jeder Kenner der Materie kann sofort etliche Punkte aufzählen, was beim Recycling stört. Daher kann es kein Hexenwerk sein, einen Kriterienkatalog innerhalb der nächsten zwei Jahre zu formulieren.
3. Verbot von Mikroplastik
Konkrete Zeitvorgaben, um Gesetze gegen die Beimengung von primären Mikroplastik fertigzustellen, tauchen in der EU-Strategie leider noch gar nicht auf. Das Verbot von Mikroplastik in Kosmetik und Industrie ist überfällig! Denn wir haben damit ein Riesenproblem: Es ist praktisch unmöglich, die winzigen Plastikteile aus dem Meer zu fischen. Wir müssen unbedingt verhindern, dass weiter Mikroplastik über Abwässer in Flüsse und Meere gelangt. Für primäres Mikroplastik aus Abwässern von Industriebetrieben muss die EU Grenzwerte einführen.
Das Thema ist glücklicherweise mittlerweile zum weltweiten Politikum geworden und einige Länder gehen mit gutem Beispiel voran.
Aber die Geschwindigkeit mit welcher wir ein Problem angehen, welches am Schluss uns alle angeht ist erschreckend. Wenn sich zwei mächtige Männer beleidigen herrscht am nächsten Tag Kriegsrecht und die großen Jungs packen ihre milliardenteuren Spielzeuge aus und schießen unsere Welt ins Verderben.
Wenn es aber darum geht, diesen Planeten zu retten ist die Entscheidungsfreude vergleichsweise gering. Und die Bereitschaft Geld in die Hand zu nehmen noch geringer. Wir müssen handeln. Und zwar sofort. Bevor es zu spät ist.