
Der Flugverkehr steht gerade am Klimapranger wie nie zuvor. Wir können Biogemüse kaufen, auf Fleisch verzichten und an vierzig Beach–Cleanups pro Woche teilnehmen. Sobald wir in den Flieger steigen wird das ganze ad absurdum geführt.
Gerade wir als Surfer tragen wie kaum ein anderer Bundesbürger durch vermehrte Flugreisen zum Klimawandel bei. Es ist durchaus nett zur Bambuszahnbürste zu greifen, gibt auch tolle Fotos auf Instagram, der positive Beitrag zum Klimawandel bleibt marginal bis egal. Wir sind meistens bis zu dem Grat Klimakämpfer, an dem es anfängt, uns persönlich zu arg einzuschränken.
Luisa Neubauer liefert ein schönes Beispiel für die Doppelmoral im Klimaaktivismus
Das die Kluft zwischen Reden und Handeln oft tiefer ist als der Mariannengraben zeigt uns die Grünenaktivistin Luisa Neubauer, bekannt geworden für ihre Brandreden zum Klimawandel auf Schülerdemos und Grünen-Parteitreffen. Frau Neubauers Instagram Profil ist jedenfalls gepflastert mit Fotos von Fernreisen an Orte wie Australien, Indien, Tansania, Marokko und andere. Da sie vermutlich weder zu Fuß gegangen noch mit dem Fahrrad gefahren sein wird, lässt sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit festmachen, dass sie, entgegen ihrer Prinzipien, ein Flugzeug bestiegen hat. Mittlerweile ist ihr Profil gesäubert von den Fehltritten ihrer Vergangenheit – was diese “Faux-pas” natürlich nicht ungeschehen macht. Das Frau Neubauer ihren moralischen Kompass nun digital wie real nachgeeicht hat ist in erstem Falle peinlich, im zweiten lobenswert, dass sie die Medien Schelte stellvertretend für eine ganze Generation von Doppelmoralisten abbekommt ist hingegen drakonisch.

Denn man muss sich doch nur von Instagram zu Instagram Profil klicken und hat hier Maria Müller die, wie es sich für den Surfcosmopoliten des 21 Jahrhunderts gehört, eigentlich auf Bali lebt aber zum Geburtstag ihrer Oma, dem Geburtstag ihres Bruders und der Hochzeit ihrer Cousine nach Deutschland fliegt, innerhalb Indonesiens dann noch zweimal nach Sumbawa und einmal auf die Mentawais, aber sich natürlich streng vegan ernährt und drohend den Zeigefinger hebt, wenn sich jemand im Supermarkt eine Plastiktüte geben lässt. Es sind Kinder aus gut betuchtem, alternativem Haus, die sich mit dem Parteiprogramm der Grünen identifizieren und im Jahr im Schnitt 20 Flugreisen bestreiten. Klimabesorgte Klimasünder.
Ist Fliegen denn wirklich so schlimm?
Ja das ist es!! Und hier für alle Ökostrombezieher, Veganer und Plastikvermeider zum Mitschreiben: eine Flugreise nach Bali verursacht 7557 kg Co2 Emissionen. Um sich das mal vorzustellen: ein Auto verursacht durchschnittlich 1200 kg. Im ganzen Jahr. Ihr könnt also eure Schleuder auf Standgas das Pedal bis zum Anschlag gedrückt, ein Jahr durchlaufen lassen und werdet immer noch nicht auf ähnliche Werte kommen wie mit einem Flug nach Bali. Flugreisen tragen mit 5% der gesamten Schadstoffemission einen vermeintlich kleinen Teil zur Gesamtbelastung bei, dennoch kann man Flugreisen in den meisten Fällen vermeiden, Essen und Wohnen dagegen sind unverzichtbar. Runtergebrochen besteigen gerade einmal 3 % der Weltbevölkerung jährlich ein Flugzeug, es ist ein Privileg das der Wohlstandsgesellschaft vorbehalten bleibt, wenige machen der Masse also das Klima kaputt.
Und es wird immer schlimmer mit den Flugreisen – die Politik will Flugreisen durch Verbote einschränken
In der Bundesrepublik haben sich die Flugreisen im letzten Jahrzehnt von 65 Mio auf 119 Mio beinahe verdoppelt, das deutsche Luftfahrtzentrum prognostiziert bis 2030 einen weiteren Zuwachs auf 170 Mio. Die Frage die wir uns stellen sollten ist nicht zuletzt gesellschaftsethischer Natur: hat eine vergleichsweise kleine soziale Oberschicht (global betrachtet) das Recht, so massiv in das Klima einzugreifen, dass es die Gesamtheit der Menschen in Mitleidenschaft gezogen wird?
Kurz vor der Europawahl ist das Thema so akut wie nie. Gerade Wahlwerbungen von der Umweltfront beinhalten das Verbot von Flugstrecken unter 500km (eine verdammt gute Idee), auch eine höhere Besteuerung von Fernflügen steht zur Debatte. Geschichtlich betrachtet war der paternalistische Eingriff des Staates aber selten von Erfolg gekrönt, fraglich ist also, wie gut eine Verbotsaussicht von einer demokratisch geprägten Gesellschaft angenommen wird. Die Wahrscheinlichkeit das dieser Gesetzesvorschlag in die Tat umgesetzt wird: in etwa so wahrscheinlich wie der Eintritt Saudi Arabiens in die EU.
Ergo: wir müssen selber handeln.
Was können wir als Surfer tun, um unseren individuellen Schadstoff Beitrag zu reduzieren?
Ein Totalverzicht auf Flugreisen ist extrem unwahrscheinlich und die Mehrheit wird sich nicht daran halten. Zu verlockend sind Indonesiens Archipele mit all diesen perfekten Wellen, zu gut die Curries auf Sri Lanka und Nicaraguas Off-Shore, ein Traum. Aber wir sollten im Hinterkopf behalten, dass wir das zerstören, was wir begehren in dem wir dort hinreisen. Deshalb gilt es Flugreisen auf ein Minimum zu reduzieren, einmal vor Ort keine Inlandsflüge mehr zu buchen sondern am besten öffentlich zu reisen, gerade wenn man in Europa surfen geht, dann sprecht euch ab und bildet Fahrgemeinschaften und verzichtet auf Flüge. Wir müssen in letzter Instanz zwischen Bedürfnissen und Wünschen unterscheiden lernen und uns im Verzicht üben. Gerade wir plastikvermeidenden, klimabesorgten Surfer. Es gilt der Illusion des Wohlstandstouristen beizukommen, dass Fernreisen möglich sind, ohne die von uns herbeigesehnte Idylle zu zerstören. Am Schluss sind solche Reisen ausschließlich egoistisch und gar nichts anderes. Übrigens: auch Europa hat Weltklasse Surfspots.
Also bevor ihr nächstes mal den moralischen Zeigefinger hebt und den veganen Chia – Mangoshake vor die Linse haltet, checkt vorher mal die Location an der ihr letzteres tut. Denn in uns allen steckt doch ein bisschen Luisa Neubauer.
Bevor ihr das nächste mal in den Flieger steigt, rechnet doch mal nach wie schädlich diese Reise tatsächlich sein wird: http://www.klimanko.de/co%C2%B2-belastung-berechnen/flugreise/ .