Wenn wir nach 3 Monaten Bali Aufenthalt in der Alkdämmerung rabensatt durchs Old Mans wanken, mit unserem sonnengebleichten Haar und rotverbrannten Gesicht, werden wir Deutschen oft mit den Jungs aus Down-Under verwechselt.
Sobald wir am nächsten Tag mit unseren Storchenbeinen desorientiert in Korkenmanier durchs Line-Up treiben ist schnell aufgeräumt mit der faslchen Ortszuweisung und die geographische Verwechslung wird in windeseile korrigiert: #Germanscantsurf.
Auch Pietzcker passiert das in regelmäßigen Abständen, dass dies aber nicht seiner Haarpracht wegen geschieht, entnehmt ihr dem Beitragsfoto. Frederick Pietzcker ist einer von wenigen deutschen Surfern, bei denen eine Barrel kein Zufallsprodukt ist und bei dem man die mutmaßliche Größe der Wellen, die er angeblich surft, nicht erst durch zwei teilen muss, um der Realität ein Stück weit näher zu kommen. Kurz gesagt: der Mann rippt wie Jack höchstpersönlich.
Der Münchner hat kürzlich ein Sabbatical genommen und ist mit seinem Surfbrett um den Globus gereist, um die besten Wellen dieser Welt zu surfen. Wir haben den 32-jährigen Zauberfuß zum Interview getroffen.
1. Du bist früher mit der deutschen Snowboardelite auf einem ähnlichen Level gefahren. Warum ist ein Pietzi nicht im Snowboard Olymp gelandet?
Haha, gute Frage. Wahrscheinlich lag es an mangelndem Talent oder dass ich doch die ein oder andere Sause dem Shredden vorgezogen habe. Das waren damals echt schöne Zeiten, in denen ich viele gute Freunde gewonnen habe. Nach dem Abi bin ich dann allerdings nach Australien gegangen und da waren die Alpen erstmal vergessen.
2. Du hast irgendwann dein Snowboard gegen ein Surfbrett eingetauscht. Wie kamst du zu dem Sport?
Als Kind war ich neben dem Snowboarden oft Windsurfen am Lago, das war denk ich der Grundstein. Irgendwie hat mich das wahre Surfen schon immer sehr fasziniert und ich wollte es unbedingt ausprobieren, deswegen auch die Zeit in OZ, wo alles begann. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland war dann das Surfbrett für mich der Weg, die Welt da draußen kennenzulernen.
3. Du surfst ein verdammt gutes Niveau für einen Deutschen. Bist du einfach ein Streber oder eins dieser Naturtalente, die wir alle hassen (und neiden) ?
Ich glaube das mit dem Talent haben wir schon geklärt… Im Grunde gibt es für mich jetzt schon seit mehreren Jahren eigentlich keine andere Option als surfen zu gehen, wenn ich mal frei hab. Ich habe immer versucht viel Zeit am Ozean zu verbringen, wenn es zeitlich reingepasst hat. Surfen hat mir einfach schon immer unglaublich viel Spaß gemacht und auch jeder Trip ist ein Abenteuer für sich. Mittlerweile ist das Ganze aber sehr limitiert, da ich nach dem Studium in ein festes Arbeitsverhältnis getreten bin und wie jeder weiß sind Urlaubstage limitiert. Umso schöner war es allerdings, dass ich mir im letzten Jahr ein paar Monate frei nehmen konnte und nochmal für einen längeren Zeitraum Surfen gegangen bin.

4. Du arbeitest direkt neben dem Eisbach. Ist es für dich eine Art Methadon Projekt, wenn du gerade nicht ans Meer kannst oder ist Riversurfen für dich genauso wichtig wie das Meer?
Ja, unser Office hat echt die optimale Lage, das gefällt mir schon richtig gut. Nach meiner Zeit in Australien war es für mich klar, dass ich unbedingt am Bach anfangen musste, sicher in erster Linie, um etwas Wachs unter die Füße zu bekommen. Über die Zeit ist für mich der Eisbach aber etwas sehr Besonderes und Einzigartiges geworden, mit ein Grund, warum ich München so gern hab. Auch hier sind viele schöne Erinnerungen und Freundschaften entstanden, neue Tricks zu lernen macht mir viel Spaß und es ist auch mal schön beim Surfen nicht der German Kook zu sein. Inwiefern ich mich allerdings als Riversurfer bezeichnen würde, weiß ich nicht… Gerade passiert aber einiges ums River/Rapidsurfen, was ich wirklich toll finde. Die neue Generation rippt und mit den ganzen Wellen, die überall auftauchen, entstehen da ganz neue Dimensionen.
Auf der nächsten Seite lest ihr, was Frederick Pietzcker über das Geschrei am Eisbach denkt und verrät euch sein Lieblingsland