Germans cant surf: Ja Freunde, ihr wisst es, wir wissen es: wir Deutschen, Schweizer und Österreicher genießen nicht den besten Ruf in der Surfszene. Oft werden wir mit einem Stück Holz verwechselt, wenn wir wieder wie Falschgeld im Line-up im Weg liegen, aber durch gutes Surfen fallen wir doch eher selten auf.
Beitragsbild: Esteban Benrei
Aber die Bestimmung unseres Lebens ist ja nicht Erfolg, sondern heroisches Versagen und deshalb bleiben wir meist hartnäckig am Ball. Und es ist ja hinlänglich bekannt, das Talent lediglich eine Abform großer Geduld ist. Und so gibt es auch in unseren Breitengraden Surfer, die das Spiel mit der Geduld so weit getrieben haben, dass sie mittlerweile ein sehr ordentliches Niveau surfen, obwohl sie landlocked aufgewachsen sind. Wir haben diese Menschen ausfindig gemacht und stellen sie euch in unserer Serie #Germanscantsurf (respektive #Swisscantsurf oder #Austrianscantsurf) vor. Unsere erste Entdeckung war die Schwarzwälderin Valerie Schlieper gefolgt von der Wahl-Berlinerin Valeska Schneider.
Heute gibt es keinen geringeren als das surfende Sportmodel Andi Muellner, seineszeichens waschechter Oberbayer und Eisbach Regular. Wir haben mit Andy über die Angst vor großen Wellen, Oberflächlichkeit in der Modelszene und warum er manchmal Goofy und manchmal Regular surft gesprochen.
Andi Muellner Steckbrief

Augewachsen: Geltendorf, Münchner Speckgürtel, 10min vom Ammersee entfernt, 1 Stunde in die Berge und 15 Stunden bis ans Meer.
Stance: Regular (2010-2015 bzw. bis jetzt), Goofy (2015-jetzt)
Sponsoren: Keine
Lieblingssurfspot: Eisbach / Somewhere Secret in Indonesia
Wann mit dem Surfen angefangen: 2010
Eisbach oder Meer: Grundsätzlich Meer an perfekten Tagen und super Bedingungen – Der Eisbach ist jedoch solch ein Privileg mit konstant guten Bedingungen 10 min von meiner Wohnung entfernt und lohnt sich jedes Mal wieder.
Servus Andi, du surfst seit mittlerweile 10 Jahren am Meer. Wie kam der erste Kontakt zur Welle?
Nach dem Abi…es stimmt wirklich. Ich war ein Jahr in Ecuador, um dort meinen Zivildienst abzuleisten. Den Traum vom Surfen hatte ich irgendwie schon lange. Spätestens als ich anfing Jack Johnson auf der Gitarre zu spielen, ließ mich das nicht mehr los. Über die freien Wochenenden fuhr ich mit Freunden regelmäßig mit einem Klapperbus acht Stunden von der Hauptstadt Quito an die Küste. Das erste Mal war ich in Mompiche im Wasser, dann Canoa, dann Montanita und so weiter. Das schöne beim Surfen, das merk ich noch jetzt, dass sich der Endeckerdrang sehr gut mit der Suche nach neuen Wellen kombinieren lässt. Und so ließ mich das Thema auch nicht los, als ich wieder zurück in München war und ich fing 2011 an der Floßlände an und wechselte dann an den Eisbach.

Als wir mit dir im Wasser waren bist Goofy gesurft, einige deiner Fotos waren allerdings regular. Wie kommts?
Beim Skaten und Eisbachsurfen war ich schon immer Goofy, so wie auch jetzt im Wasser. Am Meer fiel mir Regular damals leichter und so dachte ich mir nichts dabei. 2015 wechselte ich dann auf Goofy, nachdem meine Freunde mir das nahelegten. Das war Anfangs gar nicht so einfach, aber auf einmal klappte es. Vorteil: Ab sofort konnte ich frei entscheiden, ob ich eine Welle front- oder backside surfen wollte. Das war bei sehr schnellen Wellen wirklich von Vorteil. Nachteil: Höchstwahrscheinlich hätte ich mich schneller verbessert, wenn ich gleich mit Goofy angefangen hätte.
Du bestichst im Wasser nicht unbedingt durch die beste Surftechnik, allerdings hast du keine Angst vor großen Wellen. Wie verliert man die Angst zu ertrinken im großen Swell, was war das größte was du jemals selbst gesurft bist?
Hey Vorsicht, so schlecht ist meine Technik auch nicht ;) Ich denke das ist eine Gewohnheitssache und da muss man sich Schritt für Schritt rantasten. Solang meine Leash nicht gesnappt ist, habe ich nie Angst im Wasser, denn meiner Meinung kann man nur ertrinken, wenn man kein Board mehr hat, an dem man sich festhalten kann oder wenn man bewusstlos wird. Respekt jedoch schon. Ich paddle auch nicht jede Welle an, sondern bin da sehr selektiv, vor allem wenn es große Wellen sind, bin ich mir meist zu 99% sicher dass ich die Welle stehe. Die größte Welle war schon so Triple Overhead, da hatte ich auch mal ein fieses Wipeout und wurde gefühlt 1km Richtung Ufer gespült. Tipps bei Wipeouts: Nicht verkrampfen, dann tut das Wipeout weh, sondern ganz entspannt over the falls gehen und unter Wasser einfach warten bis man von alleine wieder hochkommt.

Kannst du uns von einer Grenzerfahrung berichten?
Thema gesnappte Leash: Das ist mir einmal in Ecuador passiert, mein Board trieb Richtung Strand und ich raus ins offene Meer. Da habe ich sicherlich eine halbe Stunde auf höchster Frequenz schwimmen müssen und mich am Ufer fast übergeben müssen. Learning: Immer mit einer möglichst neuen Leash surfen, die alten nimmt man für den Eisbach oder als Wäscheleine und sich vorab überlegen wo am Surfspot die Strömung wieder zurück ans Ufer geht für den Fall der Fälle.
Du arbeitest momentan Hauptberuflich als Model. Lässt sich der Job gut mit einer Surfleidenschaft kombinieren?
An sich ja, da ich viel Freizeit habe. Jedoch meistens habe ich einen oder zwei Jobs in der Woche, sodass ich mir für Surftrips trotzdem ganze Wochen frei nehmen muss. Das mache ich meist dann im Dezember oder Januar, wenn es konstant Swell hat und weniger Surfer vor Ort sind. Manchmal hat man das Glück, dass man für eine Produktion ins Ausland reist und vor Ort zum Surfen kommt oder den Aufenthalt einfach noch um ein paar Tage verlängert. Eisbach geht aber immer!
Was sind die besten Länder für einen guten Mix aus Surfleidenschaft und Modeljobs?
Südafrika bietet sich da natürlich sehr an, dort war ich dieses Jahr im Januar und Februar und war jeden zweiten Tag im Wasser. Kalifornien, Florida oder auch Australien sind auch klasse Orte, an denen man beides kombinieren kann. Davon leben kann ich jedoch nur hier in Deutschland, daher mein Geheimtipp: München.

Du bist relativ stringent wenn du auf Surftrips geht: das hat uns ein wenig an Jack O´Neills Motto: first one in, last one out erinnert. Gibt es in deinem Leben überhaupt Platz für einen Vollrausch und Disziplinlosigkeit?
Haha das stimmt, wenn die Wellen wirklich gut sind so wie bei uns in Lakey Peak, dann war ich wirklich immer um fünf Uhr früh vor allem anderen im Wasser und kam pro Tag auf sieben bis acht Stunden Surfen. Das hat sich natürlich auch bemerkbar gemacht, um neun Uhr abends war ich meist schon eingeschlafen. Vollrausch muss jetzt nicht unbedingt sein, wenn die Wellen mal nicht so gut sind, dann kann man darüber natürlich reden! Also ich bin ja kein Surfnazi!
Du lebst von deinem gutem Aussehen, wie öberflächlich ist die Szene in der du dich bewegst, hast viele gute Freunde in der Modebranche gefunden?
Ich lebe eher von Authentizität am Set würde ich sagen. Der Fashion Bereich ist wirklich klischeehaft oberflächlich und da herrscht teilweise schon echt Ignoranz und Arroganz. Jedoch habe ich auch da viele Ausnahmen erfahren und viele coole und kreative Köpfe kennengelernt. In der Werbebranche ist das jedoch total anders, man lernt meistens nette und inspirierende Menschen kennen. Dort bin auch ich deutlich besser aufgehoben und passe da vom Look als “normale Person” besser rein. Da habe ich schon viele gute Freunde kennengelernt, vor allem zuletzt in Kapstadt!
Surfst du oft mit anderen Models?
Das kommt schon mal vor. Viele meiner Freunde oder Surf-Kollegen sind jedoch selbstständig, um eben die Arbeit mit dem Surfen möglichst frei kombinieren zu können.
Du bist Leidenschaftlicher Surfer, fährst im Winter allerdings Ski! Rechtfertige dich!
Ich habe zu wenige Snowboard Freunde, die mich pushen würden. Während meines Masters in Innsbruck stand ich ein paar Mal auf dem Snowboard, aber an Powdertagen war ich immer auf Skiern unterwegs, da 90% meiner Freunde ebenso Skifahren. Aber es ist auf meiner Todo Liste.
Aussehen ist vergänglich; hast du einen Plan B für die Zeit, in der dich nicht mehr so viele Firmen als Werbeträger nutzen wollen?
Das stimmt, jedoch ist man mit jedem Alter Zielgruppe für irgendein Produkt. Und schön aussehen muss man oft nicht für den Job, sondern ehrlich und authentisch. Ich habe natürlich einen Plan B, der im Moment aufgebaut wird: Noch arbeite ich freiberuflich für ein Analytics Unternehmen im Business Development, das könnte aber bald ein größeres Projekt werden.

Du darfst dir ein Utopia aus drei Ländern bauen. Welche Länder wären das, was würdest du aus welchem Land mitnehmen?
Deutschland, Portugal und Indonesien. Da musste ich keine Sekunde nachdenken. An Deutschland schätze ich die soziale Sicherheit sowie auch unsere (Biergarten-)Kultur und hier habe ich meine Freunde und meine Familie. Portugal ist für mich pure Freiheit und ein Sehnsuchtsort mit sehr schönen Sonnenuntergängen, toller Kultur sowie spannenden Menschen. Indonesien hat die besten Wellen auf diesem Planeten, die Menschen sind unfassbar freundlich und genügsam und das Land bietet so viele Möglichkeiten unbekannte Wellen zu entdecken.
Falls ihr den feschen jungen Mann jetzt kennen lernen wollt oder mit ihm arbeiten wollt, könnt ihr ihn entweder auf seinem Instagram Profil kontaktieren oder aber auch auf seiner Webseite: https://www.andreasmuellner.de/