Gibt es heute noch Surfspots, die so einsam sind, dass du sie ganz für dich alleine haben kannst? Ja klar, weiß Stefan Götzelmann. Uns hat der Fotograf aus Österreich verraten, wie man neue Spots findet, die niemand kennt.

Alle Fotos: Stefan Götzelmann

1. Finde dein Ziel

Gefunden habe ich unsere Insel beim ziellosen Herumgestöbere durch einen Stapel Landkarten. Gefunden ist dabei aber eigentlich das falsche Wort, eher würde ich sagen: Ich wurde durch die fehlende Information auf die Insel aufmerksam und dadurch neugieriger. Daraufhin habe ich mich dann Satellitenfotos aller Art gewidmet. Google Earth ist sicher auch eine gute Quelle, allerdings kann es passieren, dass dort gerade kein Swell zu sehen ist. Ein Trick ist dabei, in der Timeline des Programms zurückzugehen, da es zu vielen Orten auch ältere Aufnahmen gibt. Mit etwas Glück erwischt man dabei einen Tag mit Wellen. Trotzdem stößt Google Earth auch an seine Grenzen und man muss anderweitig weitersuchen. Wikimapia.org ist ein gutes Tool, da man dort zwischen verschiedenen Kartenanbietern wechseln kann. Wenn das auch nichts bringt, kann man auf die Fotos der NASA oder anderen Raumfahrtorganisationen zurückgreifen. Man kann aber auch Piloten oder Locals auf Facebook, Instagram oder anderen Netzwerken stalken. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt!

Der Traum eines jeden Soulsurfers: Eine einsame Insel, vor der eine perfekte Welle bricht.
Der Traum eines jeden Soulsurfers: Eine einsame Insel, vor der eine perfekte Welle bricht.

Mit der Zeit bekommt man dann ein Bild davon, ob die Gegend Potential hat oder nicht. Auch ein Blick auf die Bathymetrie, also die Unterwasserlandschaft, hilft, um mögliche Swellmagneten zu entdecken. Hier gilt: Je tiefer das Meer in Küstennähe ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass es ein Swell auch an den Strand schafft – siehe Hossegor oder Nazarè. Man kann die Küstenlinie auch mit berühmten Wellen wie Uluwatu oder J-Bay vergleichen, aber viele, vor allem kürzere Wellen sind wirklich wie die Nadel im Heuhaufen und springen einem nicht ins Gesicht. Ein paar der besten Wellen der Welt würde man auf Google Earth nie finden! Sicher ist die Spotsuche mit Satellitenbilder aber nie. Bei einem ähnlichen Campingtrip versprach mir Google die perfekte Welle und vor Ort brach in Realität nur ein einziger Closeout. Aber genau das macht solche Trips so spannend!
Bei dieser Insel war ich mir aber ziemlich sicher. Ich wusste, dass viele Riffe genau im Swellfenster des Indischen Ozeans liegen. Von daher war es nur logisch, dass es dort krachen musste. Außerdem gab es vielversprechende Riffformationen, über die sich Wellen sauber abschälen könnten. Wir waren auch bestimmt nicht die ersten Surfer dort. Information zu den Wellen konnte ich im Vorhinein aber keine bekommen. Bis jetzt hat einfach noch niemand wirklich geplaudert! Nach extrem viel Recherche hatte ich nur drei miese Handyfotos, die so etwas Ähnliches wie surfbare Wellen zeigten. Man kann also schon behaupten, dass wir wirklich nicht wussten, was auf uns zukam.

2. Bring genügend Zeit mit

Von Bali hat es knapp eine Woche gedauert, bis wir zu unserem Camp gelangten. Einerseits ist die Insel sehr abgeschieden und andererseits bestand die Reise aus etlichen unterschiedlichen Etappen, für die jeweils Boote organisiert, Fischer überredet oder Proviant organisiert werden musste. Das nahm einfach viel Zeit in Anspruch. Aber ich hatte Glück, denn mit Johnny aus Neuseeland und Carole aus La Réunion hatte ich supermotivierte Mitreisende, die genauso scharf auf so ein Abenteuer waren wie ich. Insgesamt waren wir dann drei Wochen auf der Insel.