El Niño verstehen

Alle reden von El Niño, nur du weißt nicht, worum es geht? Keine Angst, hier wird dir geholfen:

Worum geht’s?

Um Wind, oder genauer um Wind, der nicht so weht, wie er sollte. Denn normalerweise bläst der Passat über dem Südpazifik verlässlich von der Westküste Südamerikas Richtung Australien und Indonesien. Praktisch jeden Tag weht er ohne Unterlass Richtung Westen über das Meer und schiebt dabei auch eine Menge Wasser vor sich her. Tatsächlich werden durch den Wind solche Wassermengen bewegt, dass vor der Ostküste Australiens der Meeresspiegel 60 Zentimeter höher ist als vor der Westküste Südamerikas. Dabei transportiert der Passatwind aber nur das von der Sonne aufgewärmte Wasser an der Oberfläche Richtung Australien. Als Folge steigt vor der Küste Südamerikas kaltes Wasser aus der Tiefsee auf, das an der Küste Perus kühles Klima, viel Nebel sowie ruhiges Wetter garantiert. Und in Indonesien sowie im Südosten Australiens sorgt das warme Wasser für Wolkenbildung und Niederschläge. Allerdings nur solange El Niño nicht kommt. Ist das der Fall, schläft der Passat nämlich ein und das ganze warme Wasser schwappt zurück Richtung Südamerika. Als Folge steigen dort die Wassertemperaturen um circa fünf Grad an – was nicht nach viel klingt, aber gewaltige Auswirkungen hat.

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Ben Freeston, der Chef-Swellvorhersager von Magicseaweed, hat die durchschnittliche Wellenhöhe der beiden El Niño-Winter 1997 und 2009 mit den beiden letzten Wintern ohne El Niño verglichen: Die Farben lügen nicht. Foto: Magicseaweed

Wer ist schuld?

Niemand – mal abgesehen von Gottheiten mit weltverändernden Machtbefugnissen. Denn für uns Menschen mag El Niño ein außergewöhnliches Wetterphänomen sein. Für das Weltklima ist es nur ein normaler Wetterzyklus, der im Rhythmus von drei bis sieben Jahren immer wiederkehrt.

Wann ist es wieder soweit?

Diesen Winter! “Wir erwarten in den kommenden Monaten einen der stärksten El Niños der vergangenen Jahrzehnte”, meinen zumindest die Experten von NOAA, der obersten Wetterbehörde der USA. Aber ganz sicher sind solche Vorhersagen nie, schon einige El Niños wurden zwar angekündigt, sind dann aber nicht eingetroffen.

Garrett-McNamara-El-Nino-Nazare
Big-Wave-Maniac Garrett McNamara ist einer von denen, die ihre El Niño-Vorfreude schon auf Facebook posten.

Muss ich Angst haben?

Kommt darauf an, wo du wohnst. An der Westküste Südamerikas, vor allem in Peru und Ecuador, drohen bei El Niño Starkregen, Überflutungen und Erdrutsche. Auf der anderen Seite des Pazifik, in Australien, Indonesien oder auf den Philippinen, führt El Niño zu Dürren, Waldbränden und Hitzerekorden. In Europa wirst du El Niño nur im Fernsehen mitbekommen.

Warum werden alle Surfer beim Thema El Niño nervös?

Eigentlich werden nicht alle nervös, sondern nur die, die eine 10-Fuß-Gun in der Garage haben. Denn El Niño führt zu höheren Temperaturen im Zentralpazifik, damit zu mehr Energie in der Atmosphäre und so zu heftigeren Stürmen. Die Folge sind größere Wellen. Außerdem ziehen die Stürme im Nordpazifik in einem El Niño-Jahr weiter südlich über den Ozean. Als Folge treffen die Swells viel direkter auf Kalifornien und produzieren wiederum größere Wellen. Der Beweis: Während der beiden stärksten El Niño-Phasen der letzten Jahrzehnte, 1982/83 und 1997/98, wurden im Pazifik die höchsten Wellen seit Beginn der Aufzeichnungen gemessen. Im Atlantik herrscht dagegen Dienst nach Vorschrift.

Ein Videoclip von Dezember 2009, einem Winter mit einem schwachen El Niño. Was erwartet uns dann wohl erst diesen Winter, wenn El Niño richtig aufdreht?