Du willst arbeiten, wo andere Urlaub machen? Wir treffen Surfer, die genau das geschafft haben. Heute: Surfclubmanager in Sierra Leone.

Der Österreicher Stefan Pfeiller arbeitet im Winter in den Alpen als Snowboardlehrer oder Leiter eines Surfcamps in Marokko. Im Sommer ist er seit neun Jahren Surflehrer und Surfcampleiter in Frankreich. Wenn er nicht gerade den ersten Surfclub Sierra Leones managt und vor Ort Surflehrer ausbildet. Wir haben ihn gefragt, wie er zu diesem ungewöhnlichen Job gekommen ist und wie die Wellen in Sierra Leone sind.

Wie bist du zu dem Job in Sierra Leone gekommen?

Das war 2013, als ich mit meiner Frau einen Trip durch Westafrika machte. Der Bureh Beach Surf Club in Sierra Leone war, wie eigentlich die gesamte Surfszene dort, damals noch total im Aufbau. Zufälligerweise unterstützte aber die Welthungerhilfe den Club im Rahmen eines Projekts zur Förderung des Ökotourismus in Sierra Leone. Dazu wurde noch nach einem Volunteer gesucht, der gemeinsam mit den Locals den Surfclub aufbaut. Als ich davon hörte, habe ich mich gleich für die Stelle beworben und wurde tatsächlich genommen.

Wie viel Zeit hast du insgesamt in Sierra Leone verbracht?

2013/14 blieb ich zunächst knapp ein halbes Jahr. Dann kam 2014 die Ebola-Epidemie, ich musste ausreisen und konnte längere Zeit nicht mehr einreisen. Im Herbst 2015 ging es für zwei Monate zurück, und diesen Sommer war ich erneut einige Monate vor Ort.

Wie wurdest du vor Ort aufgenommen?

Bei meiner Ankunft im Surfclub dauerte es erst eine Weile, bis sich die doch etwas nervöse und schüchterne Grundstimmung löste. Der Eisbrecher war eindeutig das Surfen. Als wir darüber zu reden begannen, und ich meine Boards auspackte, wurde die Situation schnell lockerer. Ich selbst musste mich auch zunächst an Krio, die Sprache der Einheimischen und deren Akzent, gewöhnen. Meist kommt man aber auch mit Englisch recht gut durch.

Bureh Beach. Vorne links im Bild und verdeckt von Bäumen: Das Clubhaus, der tägliche Arbeitsplatz von Stefan.
Bureh Beach. Vorne links im Bild und verdeckt von Bäumen: Das Clubhaus, der tägliche Arbeitsplatz von Stefan.

Wie war die erste Session?

Etwa drei Stunden nach meiner Ankunft am Bureh Beach begann die Flut aufzulaufen und plötzlich begannen genau vor mir wunderschöne, hüft- bis schulterhohe Wellen zu laufen. Klar dass wir schon kurze Zeit später alle gemeinsam im Lineup saßen. Die Stimmung im Wasser war allerdings extrem ungewöhnlich: Es wurde viel miteinander gesprochen, viel gelacht, niemand kannte Vorfahrtsregeln, Wellen wurden einfach gemeinsam gesurft, niemand machte Stress, kein Kampf um Priority… Kurz: alles easy.

Wie war das Surfniveau der Locals?

Anfangs gab es eine Handvoll Surfer, nach meinen ersten drei Monaten im Club waren es dann 20 offizielle Clubmitglieder und insgesamt vielleicht 30 Surfer im Ort. Dabei muss man sagen, dass die Locals eigentlich kaum einen Plan vom Surfen hatten und auf ihren al- ten und teils kaputten Boards alle den gleichen Stil (nur down the line) surften. Einzig der Manager des Surfclubs und zugleich beste Surfer des Dorfs konnte einen Backsideturn surfen und das echt mit viel Style. Surfmaterial in Sierra Leone zu bekommen, ist quasi unmöglich. Die Surfer sind eigentlich vollkommen auf durchreisende Surfer angewiesen, die ihnen Boards, Wachs und Finnen mitbringen. Oft gibt es monatelang auch keinen Nachschub an Ersatzmaterial bzw. Repairstuff. Aber das macht erfinderisch. So begannen wir etwa, unser Wachs selbst aus Kokosöl und Bienenwachs zu kochen.

Was sind deine Aufgaben?

Der Bureh Beach Surf Club bestand anfangs aus dem Clubhaus, das eine Holzhütte mit zwei Räumen und einer Bar ist. Daneben befand sich noch eine sehr einfache Lehmhütte, die als Küche diente. Das war mein Reich, in dem ich wohnte. Meine Tage begannen um 5 Uhr früh mit dem Surfcheck, wobei ein Blick aus dem Clubhaus genügte. Dann wurde zuerst der Club für den Tag vorbereitet. Das heißt: sauber machen, Strand reinigen, Surfboards für den Verleih aufstellen, Vorräte in Küche sowie Bar checken und den Tagesplan besprechen. So gegen 6 Uhr wurde dann gesurft und später am Tag in der Regel eine kleine Trainingssession mit Themen wie Surfen, Surfunterricht, Lifesaving oder Surfcamp und Surfschool Management abgehalten. An den Wochenenden kamen dann immer 20 bis 30 Gäste pro Tag, die einen Surfkurs bekamen oder mit Surfmaterial, gutem Essen, kühlen Drinks oder Schwimmwesten versorgt wurden.

Im Clubhaus werden natürlich auch Snacks angeboten.
Im Clubhaus werden natürlich auch Snacks angeboten.

Auf der nächsten Seite erfährst du, welche Eigenschaften man für den Job als Surfclubmanager unbedingt mitbringen muss und ob Sierra Leone als Urlaubsziel taugt.