Surfcamp für Erwachsene: die Vorteile von Surfcamps sind nicht von der Hand zu weisen: viele Gleichgesinnte, preiswert und professionelle Betreuung von gut geschulten Surflehrern.
Und da wir Deutschen oft erst im Erwachsenen Alter oder in den späten Teen Jahren zu Surfen beginnen, könnten wir diese professionelle Betreuung ja beinahe lebenslang beanspruchen, Surfen ist bekanntlich ein Sport, in welchem man lebenslang dazu lernt und wirklich lange braucht um sprichwörtlich auf eigenen Beinen zu stehen. Doch wenn wir Surfcamp hören denken wir schnell an Zeltlager ähnliche Zustände, Bunkbeds mit im Strahl kotzenden 16-jährigen die von ihren erleichternden Eltern am Sommerferienanfang mit dem Bumsbomber nach Frankreich geschickt werden um dort ordentlich Rabatz zu machen. Dieser Stereotyp ist vermutlich so überzogen wie die Perücke von Donald Trump, aber eines liegt auf der Hand: Surfcamp Touristen sind vor allem in den Hauptferienzeiten meistens eher jung und da fühlt man sich als Adult Learner mal ganz schnell deplaziert.
Die Gründe dafür sind schnell ausgemacht:
Auffassungsvermögen
Gerade didaktisch wird mit Kindern und Jugendlichen anders gearbeitet, sehr oft lernen sie viel schneller als der graumelierte Mid-Ager, der im Surfen eine neue Herausforderung sucht, ein homogenes Niveau in den Gruppen kann also nur schwer gewährleistet werden.
Luxus Baby Luxus
Nur allzu gern haben wir uns 19-jährig auf ein Feldbett in ein 10 Mann Zelt gelegt und das Abenteuer genossen um ordentlich Kröten zu sparen. Aber heute, und das geben wir unverhohlen zu, legen wir den alten Rücken dann abends doch ganz gern in ein ordentlich aufgeschütteltes Bettchen und säubern uns in einer privaten Duschkabine.
Surfcamp für Erwachsene: Surfcamp ohne Party?
Auch in uns schlummert nach wie vor ein wildes Partytier, nur leider schlummert es mittlerweile eben viel öfter als dass es zum Leben erwacht. Nun sind Surfcamps wirklich hervorragende Orte um einen drauf zu machen, leider bleibt die ältere, ruhebedürftige Generation hier manchmal auf der Strecke.
Ähnlich dürften die Jungs von Puresurfcamps gedacht haben, als sie das 24+ Camp in Moliets/Frankreich eröffneten. Es ist ein Surfcamp für Erwachsene. Wir haben das Camp letzten Sommer genauer unter die Lupe genommen und lassen euch nachfolgend an unseren Erfahrungen teilhaben.
Pure Surfcamp 24+: Unterkünfte

Die Unterbringung im Surfcamp für Erwachsene erfolgt in sogenannten Mobile Homes, also Häuser auf Rädern (die aber wohl ganzjährig hier stehen). Diese durchaus schmucken Behausungen erinnern ein wenig an die vor kurzem in Mode gekommenen Tiny Houses. Per se ist es die perfekte Campingplatz Größe: groß genug um ein gewisses Quantum an Privatsphäre zu gewährleisten, aber immer noch klein genug um das besondere Flair des Campens aufrecht zu erhalten: man kommt super schnell in Kontakt mit seinen Nachbarn (wenn man den sucht), auf den Terrassen lässt sich Abends in ruhiger Gemütlichkeit ein Vino schlürfen und den Zikaden beim zirpen zuhören. Es gibt 7 Häuser mit zwei Schlafzimmern, 2 Häuser mit nur einem Schlafzimmer. Desweiteren verfügen die Mobile Homes über eine Duschkabine und einen kleinen Wohn und Essbereich sowie eine Küchenzeile.
Surfcamp für Erwachsene: Surfkurse
Nun aber zum Eingemachten. Die Surfkurse werden allesamt von ISA zertifizierten Surflehrern durchgeführt, als wir uns im Camp aufhielten waren alle Coaches Deutsche Muttersprachler, dies kann aber variieren. Pure Surf Camps bieten zwei verschiedene Surfkurse an:
- Medium Paket: hier geht ihr an 5 Tagen ins Wasser und habt insgesamt 13 Stunden Kurs der Praxis und Theorie umfasst. Außerdem gibt es an einem Abend Videocoaching;
Die Videocoachings wurden bei unserem Aufenthalt von einem deutschen Surfcoach durchgeführt. Foto: Simon Fitz es wirkt manchmal Wunder wenn man sieht, was man da in Wirklichkeit veranstaltet, da Selbstwahrnehmung und Realität ja nicht bei jedem Menschen beste Freunde sind.
- Die Deluxeversion des Kurses umfasst 16 Kursstunden und 2 Videocoachings und ist unseres Wissens nach nur in etwa 40 Euro teurer und somit eine Überlegung wert. Die Coaches die wir kennen lernten entsprachen nicht wirklich dem Klischee des kiffenden Beachbums, sahen eher aus wie der freundliche Sportlehrer aus Freiburg, aber was die Ladies vielleicht Anfangs enttäuscht haben könnte, fanden wir umso besser: hier waren Surfpädagogen am Werk, die beinahe intrinsisch motiviert wirkten, auch dem größten Körper Klaus Erfolgserlebnisse auf dem Surfbrett zu bescheren (wir fragen uns immer noch woher du deinen Elan nimmst Leon, aber wir waren so erschrocken wie begeistert). Und für die Titelgeilen unter euch: abgesehen von zertifizierten Surflehrern wurde auch die Surfschule selbst vom DWV inspiziert und auch zertifiziert. Wer die untersuchten und bewerteten Parameter im Detail nachlesen will, kann das hier tun https://wellenreitverband.de/verband/surfschulen/.
Die Kurse finden meist Morgens statt (natürlich Gezeiten abhängig) und so bleibt Nachmittags meistens Zeit am Strand abzuhängen (der übrigens sehr ansehnlich ist in Moliets) oder sich eben nochmal auf eigene Faust mit dem Surfbrett in die Wogen zu schmeißen.
Verpflegung
Post cenam stabis – aut passus mille meabis. Nach dem Essen sollst du ruhen oder tausend Schritte tun. Vermutlich gelten hier auch tausend Paddelschläge. Ohne Zweifel: Surfen macht verdammt hungrig. Pure sorgt hier vor und bietet das Camp mit Vollverpflegung an. Was uns am Anfang ein wenig geängstigt hat (wir sind fürwahr keine Vollpension Fans) erweist sich durchaus als praktisch: gerade wenn Morgens früh eine Surfsession ansteht ist es äußerst komfortabel im Camp schnell zu frühstücken bevor es ans Eingemachte geht. Das Essen ist von der Qualität mehr als solide, viele frische Sachen und Obst, auch das Abendbuffet kann sich durchaus sehen lassen; hier geht das Surfcamp mit dem Zeitgeist und bietet sowohl eine vegetarische als auch eine vegane Option an.

Geliefert wird von einem lokalen Caterer, der sein Handwerk versteht. Um Redundanz beim Abendessen aus dem Weg zu gehen gibt es einen Seafood Abend, einmal gibt es Wein und Käse. Wer mal Lust haben sollte auswärts zu essen, findet rund um das Camp verschiedene Restaurants, die meistens französische oder italienische Küche anbieten. Die Preise: sehr französisch!!!
Lage und Anreise: Surfcamp Nähe Bordeaux
Das Camp befindet sich Eingangs-nah am Camingplatz les Cigales. Wer schonmal in Frankreich am Atlantik war, kann es sich bildlich vorstellen: umrahmt von wohlduftenden Pinienwäldern direkt hinter den Dünen des französischen Atlantiks. “Direkt” ist hier allerdings relativ: die Strände sind sehr weit, der Naturschutz verbietet (zum Glück) zu nah an die Dünen zu bauen und so wird der das Surfbrett tragende Arm schonmal ganz schön lang bis man am Strand angekommen ist. Aber geteiltes Leid ist ja bekanntlich halbes leid, näher kommt ihr in Moliets eben nicht an den Strand. Die Anreise kann direkt über Pure mit dem Bus gebucht werden, es gibt aber auch die Möglichkeit nach Bordeaux zu fliegen, von dort organisiert Pure gegen einen Aufpreis Shuttles zum Camp. Wir sind mit dem Auto angereist und konnten dieses direkt neben unserem Tiny House parken.
Sideshow: Yoga, Fitness und Testcenter
Für alle denen Surfen noch nicht Bewegung genug sein sollte, gibt es noch ein sehr gut aufgestelltes Outdoor Gym mit ausgebildetem Fitnesstrainer (wir haben es nur passiv unter die Lupe genommen) und außerdem gibt es, Überraschung, täglich die Möglichkeit an Yoga Kursen teilzunehmen, all das ist im Preis enthalten.

Darüber hinaus kann man, wenn man mal den Weg vom Softboard auf etwas kürzeres geschafft hat, Lib Tech Surfboards testen, die Langlebigkeit mit Performance kombinieren wie kaum eine andere Marke. Tolle Überraschung, allzu oft sind die Leihboards in den Camps durchgerockte Gurken. Für den geringen Aufpreis von 25 Euro organisieren die Teamer außerdem Ausflüge nach Biarritz, Hossegor und San Sebastian, falls ihr zur richtigen Zeit vor Ort seit geht es zur Fete de Bayonne. Wir kamen leider etwas zu spät um am Ausflug teilzunehmen, die Resonanz der Gäste war jedoch sehr positiv.
Zusammenfassung: Pro und Contra
Contra:
- MSD – Man spricht Deutsch. Wer wirklich Lust hat Frankreich zu erleben wird kurz überrumpelt: Les Cigales ist in den Sommermonaten eine Deutsche Enklave. Verlässt man den Campingplatz und marschiert in das kleine Örtchen nebenan bekommt man jedoch eine Menge französischen Flair.
- Der Weg zum Strand: der Strand in Moliets ist sehr weitläufig und das merkt man im Arm wenn man das große Softtop zum Strand trägt. Es gibt mittlerweile jedoch die Option im Camp, das Brett mit einem Bollerwagen zum Strand zu fahren.
- In der Hauptreisezeit sehr voll. Man kann jedoch durch die Vielzahl an Spots sehr gut ausweichen.
Pro
- Preis/Leistung: Wir würden ganz gern mal einen Blick über die Schulter der Buchhaltung werfen, denn ab 389 Euro ist hier eine Woche Halbpension zu haben, das ist für französische Verhältnisse geschenkt (mit Eigenanreise).
- Zertifizierte Surflehrer von welchen viele Deutsch sprechen (das kann wirklich Hilfreich sein)
- Viele Spotoptionen in Laufdistanz
- Schöner Campingplatz mit verschiedenen Partyoptionen in Schlagdistanz, trotzdem sehr ruhig
- Gutes, abwechslungsreiches Essen im Camp
- Möglichkeit für Alternativaktivitäten zum Surfen(unter anderem Ausflüge nach Biarritz und San Sebastian)
- Sehr gute Testboards (Libtech und Euroglass)
- Outdoorgym
Gemütliche Chillout Aerea
Falls ihr das Camp auschecken wollt, könnt ihr das unter folgendem Link: https://www.puresurfcamps.com/en/surf-camps/surf-camps-france/24-surf-camp-moliets/
Vorletztes Jahr haben wir bereits das Pure Surfcamp in Marokko unter die Lupe genommen. Den Bericht dazu findet ihr hier: https://prime-surfing.de/en/das-pure-surfcamp-marokko-camp-review-pid34804/