Ist es wirklich ein Job, mit einem Meerjungfrauenschwanz herumzuschwimmen? Ja, klar – zumindest für Janni Hönscheid. Denn die deutsche Surferin, die auf den Kanaren aufwuchs, geht nie ohne ihre Flosse auf einen Trip.
“Wenn ich unterwegs bin, kommt die Flosse immer in meinem Boardbag mit. Im Prinzip ist das eine Monoflosse und eine Art Lycra, das man sich bis zur Hüfte überzieht. Anziehen ist supereasy. Ins Wasser zu kommen nicht immer. Manchmal muss ich über den Strand robben, bis ich losschwimmen kann, manchmal finde ich auch jemanden, der mich trägt. Im Wasser saugt sich die Flosse voll Wasser und wird richtig schwer. Wenn man sich unter Wasser generell nicht sehr wohl fühlt oder Angst vor der Tiefe hat, kann man sich schnell unwohl fühlen oder Schwierigkeiten beim Schwimmen bekommen. Für mich bedeutet die Flosse aber das Gegenteil. Ich kann mich damit unter Wasser noch besser fortbewegen und bin somit viel freier in meinem Aktionsradius.

Warum ich das mache? Tja, da muss ich ganz von vorne beginnen. Das Haus, in dem ich aufgewachsen bin, stand nur fünf Meter vom Meer entfernt. Mit zwei Jahren konnte ich schon perfekt schwimmen und tauchen. Etwas später wurde es dann zu meinem größten Hobby, mit langen Kleidern im Meer zu tauchen. Ich liebte diese Ruhe unter Wasser und die Art, wie sich der Stoff im Wasser bewegte. Mein größtes Idol, der mit Abstand beste einheimische Surfer, El Fula, gab mir dann auch noch den Spitznamen ‘Sirenita’ (Meerjungfrau). Leider kam er bei einem tragischen Surfunfall ums Leben, als ich 18 war. Als Erinnerung an ihn ließ ich mir eine Meerjungfrau zusammen mit seinem Lebensmotto ‘Pura Vida’ tätowieren. Der Rest war dann purer Zufall: Meine Sponsoren bekamen diese Story mit und brachten mir zu einem Shooting auf Mauritius eine Meerjungfrauenflosse mit. Die durfte ich dann im Anschluss behalten.

Speziell geübt habe ich das Schwimmen mit meiner Flosse nie. Ich würde das eher mit Tanzen vergleichen – entweder hast du Rhythmus und Flow im Blut oder eben nicht. Wie lange ich unter Wasser bleiben kann, habe ich bisher auch nur ganz selten gestoppt, oder gemessen, wie tief ich tauchen kann. Ich habe auch kein Gefühl dafür, weil mir die Momente unter Wasser immer so zeitlos vorkommen. Ein Fotograf, mit dem ich im Dezember in Mikronesien unterwegs war, meinte allerdings, dass ich sicher zwei Minuten lang und bis zu sieben Meter tief getaucht bin.”
Was Janni denkt, wenn sie unter Wasser einem Hai begegnet, steht auf der nächsten Seite.