Traumjob – Surfcamp-Manager

Puresurfcamp-Manager Ole Schmidt
Foto: Lars Jacobsen

Du hast nichts gegen 16-Stunden-Tage, lebst lieber im Wohnwagen als in einer Doppelhaushälfte und kommst sechs Monate im Jahr ohne Privatsphäre aus? Dann könnte Surfcamp-Manager der richtige Job für dich sein! So wie für Ole Schmidt: Der 32-Jährige leitet das Puresurfcamp in Moliets und hat uns erzählt, wie er an seinen Traumjob kam und welche Herausforderungen an einem durchschnittlichen Camptag auf ihn warten.

„Surfcampleiter wird man nicht von heute auf morgen. Nach dem Abi habe ich erst einmal eineinhalb Jahre als Reiseleiter in Amsterdam gearbeitet. Dann fing mein Bruder in einem Surfcamp an der französischen Atlantikküste an, und ich wollte das auch einmal eine Saison ausprobieren. In meinem ersten Jahr habe ich ganz unten angefangen: Abwasch machen, Müll wegbringen – und nebenbei surfen lernen. Dann habe ich eine Saison als Surfassistent gearbeitet, im nächsten Jahr meinen Surflehrerschein gemacht und nach ein paar Jahren war ich Headcoach. Seit 2012 leite ich nun das Puresurfcamp in Moliets.

Ich kann mir kein besseres Leben vorstellen: Ich wohne mit Freunden am Meer und egal, wie viel ich auch zu tun habe, im Notfall kann ich alles nach hinten schieben und surfen gehen!

Wie ich meinen Job beschreiben würde? Lösungen für Probleme finden. In der Hochsaison, im Juli und August, haben wir jede Woche fast 300 Gäste, da hat alle zwei Minuten jemand eine Frage. Wie wird das Wetter morgen? Sind die Wellen gut? Ich habe mir den Fuß aufgeschnitten, was nun? Aber eigentlich besteht der größte Teil meiner Arbeit aus Bürokratie: Verträge aufsetzen, Kranken- und Sozialversicherung für 60 bis 70 Mitarbeiter beantragen, mit Anwälten und Steuerberatern kommunizieren. Ständig gibt es neue Gesetze oder Bestimmungen, da den Überblick zu behalten, ist fast unmöglich. Ein Beispiel: Wir mussten einmal die komplette Plane des Küchenzelts austauschen, weil sie zwar der europäischen, aber nicht der französischen Brandschutznorm entsprach – auch wenn sie viel besser war.

Mein Alltag? Den gibt es nicht, denn jeder Tag ist anders. Mal hänge ich 16 Stunden nonstop am Telefon, mal passiert gar nichts oder ich werde um 4 Uhr nachts vom Notarzt aus dem Bett geholt, weil ein Mädchen mit Alkoholvergiftung auf dem Campingplatz gefunden wurde. Dabei kannte ich das Mädchen gar nicht, weil sie zu einem anderen Camp gehörte. Im Grunde bin ich sechs Monate lang 24 Stunden am Tag erreichbar. Da bleibt oft nicht viel Zeit für einen selbst.

Aber nicht nur die Privatsphäre kommt zu kurz. Ich habe auch keine eigene Wohnung, kein Sofa, keinen Flatscreen. Damit kommen viele Leute nicht klar und suchen sich nach ein paar Jahren wieder einen festen Job in Deutschland. Trotzdem kann ich mir kein besseres Leben vorstellen: Ich wohne mit meinen Freunden zusammen am Meer und egal, wie viel ich auch zu tun habe, im Notfall kann ich alles andere nach hinten schieben und surfen gehen!

Frankreich ist dafür einfach der perfekte Ort! Ich habe zwar schon viel schönere Orte gesehen, aber ich liebe die Kultur, die Architektur, die Geschichte hier. Und mal ehrlich: Wenn du Monate lang perfekte Riffwellen in Indo gesurft bist, freust du dich wieder richtig auf die Beachbreaks und darauf, endlich mal wieder ein Finishing-Manöver zu machen, ohne Angst haben zu müssen, dir in 30 Zentimeter flachem Wasser den Rücken aufzuschlitzen.

Viele meinen, dass ich nur sechs Monate arbeite und dann sechs Monate Urlaub mache – das entspricht aber nicht der Realität. Mitte Oktober ist im Camp zwar Schluss, dann fliege ich erst einmal für zwei Wochen nach Bremen, um Familie und Freunde zu sehen. Den Winter verbringe ich meistens in Asien, aber Ende Januar beginnen schon die Vorbereitungen für die nächste Saison. Da sitze ich dann drei Monate im Büro, ein klassischer 9-to-5-Job.“

Foto: Lars Jacobsen