Am Dienstag fand die Nazaré Challenge statt. Eine Premiere, denn noch nie zuvor kam die Big Wave World Tour nach Portugal. Doch nun sagen einige Surfer, dass dieser Spot viel zu gefährlich ist, um einen Contest abzuhalten.
Grund Nummer 1: Es gibt keinen Channel
An Big-Wave-Spots wie Mavericks in Kalifornien, Jaws auf Hawaii oder auch Belharra in Frankreich gibt es einen tiefen Channel. Dort bist du in Sicherheit, und keine Welle wird dich je erwischen. So ist der Weg zurück in den Lineup kein Problem, und die Jetskis haben eine Art Rückzugsort, wenn sie vor den lawinenartigen Weißwasserwalzen fliehen müssen. Nicht so in Nazaré. Dieser Spot bricht wie ein Beachbreak – nur eben in XXL. Wenn ein Surfer nach einem Ritt von einem Jetski aufgesammelt wurde, entsprach der Weg zurück in den Lineup einem Slalomkurs durch sich auftürmende Wasserwände von zehn Metern und mehr.

Grund Nummer 2: Die Jetskis
Jetskis sind überlebenswichtig. Nichts ist besser geeignet, einen Surfer aus der Impact Zone zu retten als ein Jetski. Aber sie können auch zur Gefahr werden. So schlug eines dieser 300 Kilo schweren Gefährte nur knapp neben Damien Hobgood ein. Der Surfer wurde von einem Jetski Richtung Lineup gefahren, als sich plötzlich ein haushoher Peak aus dem Wasser erhob. Es gab keinen Fluchtweg mehr, keine Chance zu entkommen. So raste der Jetski auf den Kamm zu und ließ dem Piloten (übrigens Garret McNamara, der Legendenstatus genießt und weiß, was er tut) und Damien keine andere Chance, als abzuspringen. Beide hatten Glück. Irgendetwas traf Damien zwar unter Wasser, aber er blieb so gut wie unverletzt.
Damien fühlte sich auf seinem Board wesentlich sicherer als auf einem der Jetskis.
Grund Nummer 3: Das Contestformat
Bei einer normalen Big-Wave-Session wird nicht viel gesurft, und je größer die Wellen sind, desto weniger werden abgeritten. So meinte zum Beispiel der Hawaiianer Ian Walsh über eine Session in Jaws im letzten Winter: “Du sitzt den ganzen Tag im Lineup, sechs oder sieben Stunden, und hoffst, dass irgendwann eine Welle zu dir kommt. ” Bei dem Contest in Nazaré lief das anders. Die Surfer müssen in 45 Minuten mindestens zwei Wellen reiten. Das heißt, dass sie eine gewisse Risikofreude mitbringen müssen und auch Wellen anpaddeln, für die sie vielleicht schon zu spät dran waren. Das Ergebnis sind eine Vielzahl von Wipeouts.

Grund Nummer 4: Der Jetski-Taxiservice
Bei einer Freesurfsession dauert es nach einem Ritt oder einem Wipeout lange, bis ein Surfer wieder in den Lineup zurück gepaddelt ist. Bei einem Contest dauert es dagegen nur Minuten. Der Surfer wird von einem Jetski aufgesammelt, wieder in den Lineup chauffiert und kann sich schon an der nächsten Welle versuchen. So kann es passieren, dass ein Surfer in nur fünf Minuten zwei harte Waschgänge erlebt, lange Zeit unter Wasser gehalten wird und nach Luft schnappend an die Oberfläche kommt – ohne dass sein Körper die Zeit hatte sich zu erholen. Einer, dem genau das passierte, ist der erwähnte Nic Lamb, der im Krankenhaus landete.
Mehr von der Nazaré Challenge gibt es in unserer Gallery hier oder im Highlight-Video hier.