Pipeline gilt zu recht als eine der gefährlichsten Wellen der Welt. Vor fast genau einem Jahr wäre der tahitianische Pro-Surfer Tuhiti Haumani dort nach einem Wipeout beinahe ertrunken. Wir wollten wissen, wie es ihm heute geht.
Was passierte vor einem Jahr, am 2. Februar 2015?
Während John John Florence nach seinem Sieg beim Volcom Pipe Pro Interview um Interview gab, übernahmen die Freesurfer wieder den Lineup. Einer von ihnen war Tuhiti Haumani, ein erfahrener Pro-Surfer aus Tahiti, der Teahupoo, dieses Biest von einer Barrel, seinen Home Spot nannte. Auch an der North Shore war der 28-Jährige kein unbekanntes Gesicht. Jeden Winter wohnte er für mehrere Wochen im Haus seines Sponsors Volcom, das direkt am Strand von Pipeline liegt. Die Bedingungen am 2. Februar waren zwar nicht perfekt (es war etwas windig und gab lange Pausen zwischen den Sets), aber immer noch so gut, dass Kelly Slater am Morgen in den Quarterfinals eine perfekte 10 hingelegt hatte. Was Tuhiti während der Freesurf-Session genau passierte, hat leider niemand gesehen, aber wahrscheinlich ist, dass er auf einer Welle stürzte, unter Wasser von seinem Board am Kopf getroffen wurde und daraufhin das Bewusstsein verlor. Irgendwann sahen Surfer einen leblosen Körper im Wasser treiben und zogen ihn gemeinsam mit den herbeigerufenen Lifeguards an Land. Zu diesem Zeitpunkt atmete Tuhiti schon nicht mehr, und im Nachhinein wird vermutet, dass er wohl mehr als 25 Minuten unter Wasser war. Noch am Strand begann man mit Wiederbelebungsmaßnahmen, und irgendwann war tatsächlich ein schwacher Puls fühlbar, so dass man Tuhiti ins Krankenhaus von Honolulu brachte.

Wie groß waren Tuhitis Chancen zu überleben?
Leider nicht sehr groß. Offiziell hieß es in den folgenden Tagen und Wochen immer nur, dass Tuhitis Zustand “kritisch” sei. Aber vor kurzem erzählte sein Vater Jean Haumani in einem Interview für die polynesische Nachrichtsendung “Le Journal”, dass ihn die Ärzte in Hawaii damals um die Erlaubnis gebeten hätten, die lebenserhaltenden Maschinen abzuschalten. Tuhitis Vater weigerte sich. Zum Glück, wie man heute weiß…

Wie geht es Tuhiti heute?
Fakt ist, dass Tuhiti sehr lange unter Wasser war und sein Gehirn in Folge des Sauerstoffmangels massiv geschädigt wurde. Nach ein paar Monaten hatte sich sein Gesundheitszustand aber soweit stabilisiert und die Familie über Crowdfunding genügend Geld gesammelt (Tuhiti hatte leider keine Krankenversicherung), um den Surfer in seine Heimat verlegen zu lassen. Mitte Januar diesen Jahres, fast elf Monaten nach seinem Unfall in Pipeline, durfte Tuhiti das Krankenhaus endlich verlassen und ist nun zu Hause bei seiner Familie. Dort hat ihn das polynesische Fernsehen besucht, aber der kurze Film ist eher schockierend als ermutigend. Man sieht Tuhiti in einem Sessel liegen und es ist nicht ganz klar, ob er mitbekommt, was um ihn herum geschieht. Selbstständig bewegen kann er sich anscheinend nicht, seine Arme wirken steif und ungelenk. Trotzdem gibt es Grund zur Hoffnung. Im Interview erklärt Tuhitis Vater, dass sein Sohn zwar noch nicht sprechen kann, aber seine Familie, zu der auch seine vierjährige Tochter und seine Freundin zählen, erkennt und auf sie reagiert.
Natürlich liegt noch ein weiter Weg vor Tuhiti, und niemand weiß, ob er jemals wieder surfen kann. Aber er macht Fortschritte, vor allem wenn man bedenkt, dass die Ärzte ihm anfangs keinerlei Überlebenschancen ausgerechnet hatten. Wir wünschen Tuhiti auf jeden Fall von Herzen, dass er wieder ganz gesund wird.
Wer Tuhiti Haumani unterstützen möchte, kann hier für ihn spenden!
Und hier noch ein Video von Tuhiti Haumani aus dem Jahr 2012. Hoffentlich kann er eines Tages wieder solche Wellen surfen: